Basisfahrzeug, die Auswahl

Was benötigen wir für ein Basisfahrzeug auf dieser Reise?

Mit 4 Kinder und im Urprojekt 2 Hunden, einen bereits vorhanden LKW-Führerschein, war die Entscheidung für einen LKW sehr schnell gegeben.

Was sollte der aber können?

6 Schlafplätze haben, Platz für die Hunde, Sitzplätze für die Kinder. 4×4 wäre wohl in den Anden und im Dschungel nicht verkehrt. Da es unser zu Hause werden soll, Küche und Bad mit Dusche.

Was sind die Optionen?
Der Mercedes Kurzhauber

Als Erstes fassten wir ein Mercedes Kurzhauber ins Auge. Jahrgang 1977, Doppelkabine der Feuerwehr. Preis schien zu stimmen und nach Besichtigung und Durchsicht der Unterlagen in einschlägigen Foren, dachte ich mir das es passen würde. Schliesslich wurde das Model noch Jahre lang in Südamerika gefertigt und fährt dort zu Haufen herum.

Anruf ins Strassenverkehrsamt. Ich: «Ich möchte gerne ein altes Feuerwehrauto (LKW) in ein Wohnmobil umbauen. Das Fahrzeug hat aber keine Gurte verbaut. Weder vorne noch hinten» SVA: «Ja, im Prinzip kein Problem. Nur das mit den Guten ist ein Muss. Diese müssen an den Originalpunkten nachgerüstet werden. Das ab Jahrgang 1976.»

Alles klar, nach etlichen Abklärungen, komme ich zum Schluss, dass ich in diese Kabine keine Gurte nachrüsten kann, da die Originalpunkte im Zuge vom Umbau in eine Doppelkabine abgeschnitten wurden.

Also mal weiterschauen.

Da ist ein Steyr 19S36 mit Doppelkabine und Gurten. Jedoch gestrippt. Automat. Na ja…

Schaue noch andere Projekte an von anderen Umbauer. Diese sind eingelöst, haben aber keine Sicherheitsgurte?!?

Der Iveco Magirus 120.25

Und da ist noch ein Iveco Magirus 120.25 mit dem legendären lärmgekühlten V8 Motor der auch im MAN Kat1 verbaut ist. Doppelkabine. Aus zweiter Hand. Der Besitzer hat ihn von der Feuerwehr abgekauft, in die er selbst diente. Hat ihn aber dann nie umgebaut. Preis passt. Auch dieser hat keine Gurte.

Ich schicke mal eine E-Mail an das Strassenverkehrsamt mit der Fahrzeugausweiskopie des Iveco, Steyr und da ich eh dabei war vom bereits besichtigten Mercedes:

Siehe da, die fehlende Gute sind doch kein Problem… Das habe der Kollege am Telefon wohl falsch interpretiert. Beim Umbauen der Lieferwagen sei das Datum für Gurte 1976. Bei LKWs erst ab Oktober 1998 Pflicht. Vorher kein Problem. Jedoch sei zu beachten, dass sowohl der Mercedes wie der Iveco als Arbeitsmaschine typgengeprüft wurden und somit sei nicht nachgewiesen, dass die beiden die Auflagen betreffend Abgas und Bremsvorschriften für LKWs einhalten können. Dies sei jedoch die Voraussetzung für das Einlösen als Wohnmobil.

Parallel dazu habe ich mal im Allrad LKW Forum einen Trade gestartet, um mal die Meinungen zum Mercedes und dem Iveco abzufragen.

Neben der Ersatzteilversorgung, die heiss diskutiert wird und von einigen als das eins und alles an einem LKW angeschaut wird, fasste ein User die Situation für mich ziemlich treffend zusammen:

Der Mercedes ist ein Oldtimer. Mit alles, was dazugehört, sympathisch, laut und Wartungsintensiv.

Der Iveco ist von der Konzeption moderner, mit entsprechender tieferen Geräuschkulisse und im allgemeinen wartungsarmer.

Unter dem Strich, stand für mich fest, ein Oldtimer soll es für mich als Basisfahrzeug nicht sein. Klar hat ein Durchschrauben auch seinen Reiz, aber na ja, will ich das wirklich? Auch wenn die Ersatzteile Versorgung kein Problem darstellen sollte? (Wobei, passen die Teile, die in den 2000 in Südamerika verbaut wurden, wirklich auf den 1977 in Deutschland hergestellten Kurzhauber?) Nein, ich nehme lieber in Kauf, dass ich ein Ersatzteil improvisieren muss, als dass ich geplant alle 5000 Km einen kleinen Service machen muss.

Also, Mail an Iveco, ob Sie mir die benötigten Nachweise besorgen können. Nach etwa eine Woche die Antwort. Keine Chance. Diese Fahrzeuge mit diesem Motor wurden nur als Arbeitsgerät importiert. Andere Nachweise wurden nie erstellt. Also wieder zurück zum Strassenverkehrsamt. Abgaswerte müssen nachgewiesen werden. Geben mir noch eine Adresse an. Diese können es aber nicht. Daneben kommt, dass der Kostenpunkt wohl im 4-stelligen Bereich und Ausgang mehr als ungewiss, da ich in der Zwischenzeit herausgefunden habe, dass es in diesem Jahrgang diesen Motor wirklich nur noch in Feuerwehrfahrzeugen für den Export verbaut wurde. In Deutschland wurde das Nachfolgemodell verbaut. Grund: Abgaswerte…

Insgesamt zu umständlich und zu risikobehaftet. Also fällt auch der Iveco aus dem Raster.

Wie weiter?

Das E-Mail mit dem Strassenverkehrsamt, das mir aber die Gurtpflicht widerlegt hat, eröffnet mir aber neue Möglichkeiten. Ich kann Sitzplätze in den Wohnkoffer integrieren. Damit kommen mehr Fahrzeuge infrage.

Im Speziellen ein Artikel auf der Pistenkuh Webseite bringt mich von den Feuerwehrfahrzeugen ab. In Kurzform, ein alter Militär-LKW als Basisfahrzeug ist für die Belastungen gebaut und bereits ausgerüstet. Da braucht es eigentlich nur noch ein Koffer, ist der Tenor des Artikels.

Der Saurer 6DM

Genau in dieser Zeit finde ich eine Kleinanzeige. Einen Saurer 6DM der Schweizer Armee. Bereits zahlreiche Umbauten zum Fernreisemobil wurden auf dieser Basis aufgebaut. Saurer ist bekannt für seine Qualität (Pflichtenheft der Armee war 3 Millionen Kilometer. Das Fahrzeug hat aber noch keine 100’000 Kilometer auf dem Tacho). Der Verkäufer hat schon viel in das Fahrzeug investiert und revidiert. Nach der Probefahrt stimmt auch die Chemie mit dem Verkäufer. Dieser verkauft, weil sich seine Lebensumstände geändert hat und er keine Energie mehr hat, das Projekt fertigzustellen. Fahrzeug so weit revidiert, dass nur noch ein Zwischenrahmen und eine Kiste darauf gepackt werden müssen. Beim Preis werden wir uns schnell einig.

Einige Wochen später sitzt die Finanzierung und das Basisfahrzeug ist gekauft und unterwegs zu uns.

Unser Basisfahrzeug. Freddysaurus bei der Abholung
Unser Basisfahrzeug Freddysaurus ein Saurer 6DM bei der Abholung in Wittenbach TG am 20. April 2023